Eigenbauten

Obwohl die Glattbahner im kleinen Maßstab nicht mein Hauptaktionsfeld waren, sind im Laufe der Jahre doch einige Eigenbauten entstanden. Leider hat kaum eines der Fahrzeuge überlebt, da die “teuren Komponenten” wie Reifen, Felgen oder Hinterachse von einer Modellgeneration zur nächsten vererbt wurden.

Es begann 1981, ich erinnere mich noch an die Ausschreibung bei Modellbau Schleef für ein E-Car Rennen in Löhne. Ein Rennen? da musste ich teilnehmen –hatte aber kein passendes Auto und keine Erfahrung mit Rennen. Da das Taschengeld für einen Bausatz nicht reichte, wurde an der Ersatzteilstellwand des Händlers nach den nötigsten Komponenten gesucht.

Beim ersten Eigenbau verwendete ich Felgen, Diff und Hinterachse des Robbe Race Sports und die vorderen Achsschenkel vom Big March. Für das ganze wurde ein sehr dünnes Alu-Chassis mit tiefliegender Radioplatte gebaut. Im Wahn zum Gewichtsparen mutierte der vordere Rammer zum filigranen Stabwerk. Im Rennen war das dann auch der Schwachpunkt, denn bereits nach der ersten kleinen Karambolage (es folgten derer viele binnen de nächsten 7,5 Minuten) bog sich der Rammer nach unten und raubte der Vorderachse den Fahrbahnkontakt. Lenken unmöglich!

Aber der Virus hatte mich infiziert.

Der nächste Versuch entstand 1982 aus dem Ansporn heraus, ein technisch aufwändiges und vom Fahrwerk her perfektes Modell zu konstruieren.

Wieder um die Felgen und Räder des Race Sports wurde eine Hinterachse mit Einzelradaufhängung an Schräglenkern und einstufiger Übersetzung mit Differenzial nach Vorbild von AYK gebaut. Vorn kam eine Doppelquerlenkerachse mit Schraubenzugfedern zum Einsatz. Ein Zweiplatten Chassis mit hochliegender Radioplatte sorgte für die nötige Steifigkeit. Das Fahrverhalten war superb, als Teststrecke diente die Betonpflasterdecke einer Nebenstraße, wo die Federung natürlich voll überzeugen konnte und das Auto allen Hackbrettern weit überlegen war. Es existieren noch Super8 Fahraufnahmen von diesem Auto, auf denen man aber so gut wie nichts erkennen kann – schade.

Der Schwachpunkt war aber die hintere Radlagerung mit nur einem Kugellager pro Rad, das, da ich die Konstruktion nicht zu Ende gedacht hatte, in die Schräglenker aus Polypropylen eingeklebt war und sich sogar bei scharf angefahrenen Kurven löste. Am Hirobo Rock’n City kann man sehen, wie ich das Problem hätte lösen sollen.


Die gefederte Hinterachse bestand aus einem Aludrehteil mit angeflanschten Blech für die Morotbefestigung

Auf einige Zwischenvarianten mit Lexan U-Profil-Chassis und Sonic-Sports Vorderachse folgt noch im selben Jahr der gefederte Entwurf Nummer zwei. Ein Fahrzeug mit hinterer Power-Pod Aufhängung und voll einstellbarer Doppelquerlenkervorderachse, d.h. Spurweite, Vorspur, Sturz, Nachlaufwinkel, Bodenfreiheit … Die Hinterachse bestand aus einem Alu Drehteil, das als Rohr ausgebildet war und an das seitlich die Motoraufnahmeplatte angeflanscht war. Diese Platte war mittels Kugelgelenk am Chassis gelagert. Auf der abgewandten Seite stellte eine einfache Zugstrebe die Verbindung zum Chassis her. So konnte die Achse sowohl pendeln, als auch federn. Das Federbein war wie üblich mittig über dem Motor angelenkt. Statisch hat das Ganze auch wunderbar funktioniert, d.h. es stellten sich gleiche Radlasten an den Hinterrädern ein.

Die ebenfalls gefederte Vorderachse war als Doppelquerlenker- achse mit sehr kurzem unteren Trapezlenker und noch kürzerer oberer Sturzstrebe ausgeführt. Die Aufhängungsteile aus weißem Kunststoff saßen an einem Alu-Drehteil, das im Achsträger geklemmt war. So war sowohl der Nachlaufwinkel als auch die Spurweite einstellbar. Der Achsträger nahm übrigens auch das Lenkservo auf.

Nur beim Beschleunigen hatte ich irgendwie das Reaktionsmoment des Motors übersehen, denn dieses wurde nur über die Motorplatte und damit einseitig in das Chassis eingeleitet. Geradeaus Beschleunigen war damit unmöglich – eine klassische Fehlkonstruktion.
Auch die “Kröte-Spezial” Reifen, die aus Sanitär-Silikon beschichteten Arma-Flex Rohr (Rohrisolierung) bestanden, konnten den Boliden nicht bändigen, boten aber auf meinem Ersatzfahrzeug, einem Sonic-Sports Allrad, den überlegenen Griff und verhalfen mir am Ende zu einem zweiten Platz. Mein Federmann hat an diesem Tag aber nicht einmal die Startlinie gesehen.

Der letzte Eigenbau 1:12‘er ist dann auch derjenige, der bis in die Neuzeit erhalten geblieben ist. Leider ist er auch so ziemlich der unspektakulärste von allen.

Basis der Konstruktion bilden die übriggebliebenen Teile meines Sonic-Sports, die sich ja durch ihre Robustheit schon bewährt hatten. Da die komplizierten Konstruktionen immer sehr anfällig waren, wollte ich jetzt endlich ein einfaches und robustes Rennfahrzeug. Als Chassis wählte ich eine 3mm Lexan-Platte, die die nötige Flexibilität für eine Hinterachsfederung mitbringt. Damit das ganze Auto nicht zu weich wird, ist die Radioplatte mittels vierer Stehbolzen mit dem Hauptchassis verbunden und relativ weit vorgezogen. Servo-Saver und Vorderachse sitzen auf einer gemeinsamen Distanzplatte, die die vordere Chassishälfte aussteift. Das Lenkservo wurde übrigens liegend unter die Radioplatte geschraubt, auf der Gegenseite sollte der Empfänger seinen Platz finden und der Regler wurde über dem Akku platziert. Außer ein paar Probefahrten hat das Auto aber keine ernsthaften Einsätze gehabt, denn seit diesem Jahr – 1983 – fanden die ersten Geländerennen statt und endlich konnten sich meine Lieblingsfahrzeuge der Konkurrenz stellen – meine Allrad-Off-Roader.


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